Stell dir vor, du hast dein Geld sicher auf dem Girokonto geparkt – und plötzlich verlangt die Bank dafür Gebühren. Klingt absurd? Genau das ist mit dem sogenannten Verwahrentgelt passiert. Besonders bei der HypoVereinsbank (HVB) sorgte dieses Thema in den letzten Jahren für viel Wirbel. Doch was steckt dahinter? Wie hoch waren die Entgelte, wen betraf es, und wie sieht die Situation heute aus? In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige rund um das HVB Girokonto und das Verwahrentgelt – inklusive praktischer Tipps, wie du dich am besten verhältst.
Was ist ein Verwahrentgelt überhaupt?
Verwahrentgelt – auch Negativzinsen oder Minuszinsen genannt – ist eine Gebühr, die Banken auf Guthaben erheben, wenn diese einen bestimmten Freibetrag überschreiten. Ursprünglich eingeführt als Reaktion auf die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), wollten Banken damit ihre eigenen Kosten für Einlagen bei der EZB an ihre Kundschaft weitergeben.
Bei vielen Banken war lange Zeit das Sparen kostenlos oder wurde sogar belohnt. Mit Einführung des Verwahrentgelts drehte sich das Blatt: Wer zu viel Geld auf dem Konto hatte, zahlte plötzlich drauf.
Die HypoVereinsbank und das Verwahrentgelt: Ein Überblick
Die HypoVereinsbank (HVB) führte ab 2020 schrittweise Verwahrentgelte für Privatkund:innen ein. Zunächst traf es Neukund:innen, später auch Bestandskund:innen mit hohen Guthaben. Die Höhe und der Freibetrag variierten je nach Kontomodell und Zeitpunkt.
Konkrete Zahlen & Fakten
- Einführung: Ab August 2020 für Neukund:innen
- Freibeträge: Meist zwischen 50.000 € und 100.000 €, abhängig vom Kontomodell
- Höhe des Entgelts: 0,5 % pro Jahr auf den Betrag oberhalb des Freibetrags
Beispiel:
Angenommen, dein Guthaben beträgt 120.000 € und der Freibetrag liegt bei 100.000 €.
Es werden dann 20.000 € mit 0,5 % p.a. belastet – also 100 € pro Jahr.
Wer war betroffen?
Nicht alle mussten zahlen: Das Verwahrentgelt galt nur für besonders hohe Guthaben über den jeweiligen Freibeträgen. Für viele alltägliche Nutzer:innen eines HVB-Girokontos blieb es also folgenlos – zumindest solange das Guthaben nicht über die Grenze stieg.
Warum gab es überhaupt ein Verwahrentgelt?
Um zu verstehen, warum Banken wie die HVB das Verwahrentgelt eingeführt haben, lohnt sich ein Blick auf die Zinspolitik der EZB:
- Seit Jahren verlangt die EZB von Banken Strafzinsen (aktuell bis zu -0,5 %) auf Einlagen.
- Diese Kosten wollten viele Banken nicht allein tragen und reichten sie an Kund:innen weiter.
- Ziel war es außerdem, Sparer:innen dazu zu bewegen, ihr Geld zu investieren oder auszugeben statt es „einfach liegenzulassen“.
Für viele war das ärgerlich – schließlich ist ein Girokonto eigentlich dazu da, Liquidität zu sichern!
Aktuelle Entwicklung: Ist das Verwahrentgelt noch relevant?
Gute Nachrichten: Seit Mitte 2022 hat sich die Lage grundlegend verändert! Die EZB hat den Leitzins mehrfach angehoben und damit sind Negativzinsen Geschichte.
Was bedeutet das konkret für dich?
- Abschaffung des Verwahrentgelts: Die HVB hat im Sommer 2022 angekündigt, keine Negativzinsen bzw. Verwahrentgelte mehr zu verlangen.
- Rückwirkende Gültigkeit: Bereits bestehende Verträge wurden angepasst; seitdem gibt es keine Belastungen mehr wegen hoher Guthaben.
- Andere Gebühren bleiben bestehen: Kontoführungsgebühren oder andere Entgelte können weiterhin anfallen.
Tipp: Prüfe regelmäßig deine Kontoauszüge oder Online-Banking-Nachrichten! So entgeht dir keine Änderung bei Gebühren oder Konditionen.
Beispielrechnung: Wie viel hätte dich das Verwahrentgelt gekostet?
Nehmen wir an:
Guthaben | Freibetrag | Zu verzinsender Betrag | Jährliches Entgelt (0,5 %) |
---|---|---|---|
80.000 € | 50.000 € | 30.000 € | 150 € |
120.000 € | 100.000 € | 20.000 € | 100 € |
200.000 € | 100.000 € | 100.000 € | 500 € |
Gerade wer größere Summen „geparkt“ hatte, musste schnell mit spürbaren Zusatzkosten rechnen!
Praktische Tipps: So gehst du clever mit hohen Guthaben um
Auch wenn aktuell kein Verwahrentgelt mehr erhoben wird – hohe Guthaben auf dem Girokonto sind selten sinnvoll! Hier einige Empfehlungen:
Tipp 1: Überprüfe regelmäßig deinen Kontostand
Ein prall gefülltes Girokonto klingt zwar gut, aber bringt meist keine Zinsen – im Gegenteil: Dein Geld verliert durch Inflation an Wert.
Tipp 2: Nutze Tagesgeld- oder Festgeldkonten
Diese bieten oft bessere Konditionen als ein einfaches Girokonto – vor allem jetzt wieder mit steigenden Zinsen!
Tipp 3: Investiere überschüssiges Kapital
Ob ETF-Sparplan, Aktien oder Fonds: Langfristig bieten Wertpapiere deutlich höhere Renditechancen als jedes Sparkonto.
Tipp 4: Bleibe informiert über Änderungen deiner Bank
Banken passen ihre Gebührenmodelle immer wieder an – informiere dich aktiv über Newsletter oder Kundenportale!
Tipp 5: Vergleiche regelmäßig verschiedene Banken
Viele Direktbanken bieten kostenlose Girokonten ohne Mindestguthaben oder zusätzliche Gebühren – ein Wechsel kann sich lohnen.
Was tun bei Problemen mit bereits gezahltem Verwahrentgelt?
Falls du in der Vergangenheit bereits ein Verwahrentgelt gezahlt hast und unsicher bist, ob dies rechtmäßig war oder eventuell zurückgefordert werden kann:
- Prüfe deine Vertragsunterlagen genau!
- Informiere dich über aktuelle Urteile zum Thema Negativzinsen.
- Ziehe ggf. eine Verbraucherzentrale zurate.
- Wende dich direkt an deine Bank mit einer schriftlichen Anfrage.
In Einzelfällen konnten Kund:innen bereits erfolgreich Rückforderungen durchsetzen – insbesondere dann, wenn keine explizite Zustimmung zum Verwahrentgelt vorlag.
Fazit: Alles Wissenswerte zum HVB-Girokonto und dem Thema Verwahrentgelt
Das Thema Verwahrentgelt hat in den letzten Jahren viele verunsichert – auch bei der HypoVereinsbank war es eine Zeitlang Realität für größere Guthaben auf dem Girokonto. Dank gestiegener Leitzinsen gehören diese Gebühren mittlerweile jedoch der Vergangenheit an.
Wichtig bleibt trotzdem: Ein hohes Guthaben einfach „liegenzulassen“ ist selten sinnvoll! Nutze Alternativen wie Tagesgeldkonten oder Investments für dein Erspartes und bleibe wachsam gegenüber neuen Gebührenmodellen deiner Bank.
Mit etwas Aufmerksamkeit kannst du unnötige Kosten vermeiden – so bleibt mehr von deinem Geld übrig!